Gefahrgutausarbeitung
Mit der Stationierung des Gerätewagen Gefahrgut (GW-G) des Landkreises bei der Feuerwehr Kelheim im Jahr 1991 wurde auch die Gefahrgut-Ausarbeitungsgruppe ins Leben gerufen.
Mit der Neuausrichtung des vom Landkreis zusammengestellten Löschzuges Gefahrgut (LZ-G) im Jahr 2012 gewann die Gefahrgut-Ausarbeitungsgruppe zunehmend an Bedeutung. Sie ist sozusagen das „Kopfstück“ im Gefahrguteinsatz: Während andere Einheiten mit Spezialanzügen und Geräten unmittelbar an der Einsatzstelle arbeiten, liegt die Aufgabe der Ausarbeitungsgruppe darin, den Überblick zu behalten, Informationen zu sammeln, Gefahren einzuschätzen und die Einsatzleitung mit fachlich fundierten Empfehlungen zu unterstützen.
Die Aufgaben sind dabei sehr vielfältig. Zunächst werden sämtliche Informationen zu den im Einsatz relevanten Stoffen gesammelt. Dabei spielen nicht nur die offensichtlichen Gefahren eine Rolle, sondern auch physikalische Eigenschaften wie Zündtemperaturen, Reaktionsverhalten oder mögliche Gesundheitsgefahren. Ebenso berücksichtigt die Gruppe Auswirkungen auf die Umwelt, etwa auf Boden, Gewässer oder die Luft. Anhand dieser Daten wird überprüft, welche Materialien und Einsatzmittel gefahrlos eingesetzt werden können und welche besser nicht mit dem Stoff in Kontakt kommen sollten. Auch die Auswahl der richtigen Messgeräte und Prüfröhrchen fällt in den Aufgabenbereich der Ausarbeitungsgruppe.
Die Ergebnisse der Messungen und die gesammelten Daten werden dokumentiert und anschließend an die Einsatzleitung weitergegeben. Dabei wird auch die aktuelle Wetterlage berücksichtigt, da Faktoren wie Windrichtung oder Niederschlag entscheidend für die Ausbreitung von Gefahrstoffen sein können. Mit diesen Informationen kann die Einsatzleitung fundierte Entscheidungen treffen – beispielsweise zur Evakuierung, zur Absperrung von Bereichen oder zum Vorgehen der CSA-Träger im Gefahrenbereich.
Die Ausarbeitungsgruppe steht dem Zugführer des Löschzuges Gefahrgut und dem Einsatzleiter jederzeit beratend zur Seite. Bei komplexen oder großflächigen Lagen wird sie außerdem in Kontakt mit externen Fachstellen gebracht – etwa mit staatlichen Behörden, Spezialisten für Gefahrgutunfälle oder mit Einrichtungen des Umweltschutzes. So entsteht ein Netzwerk aus Fachwissen, das für die Sicherheit aller eingesetzten Kräfte und der Bevölkerung von entscheidender Bedeutung ist.
Damit die Arbeit reibungslos funktioniert, steht der Ausarbeitungsgruppe ein speziell ausgestattetes Mehrzweckfahrzeug (KEH 11/1) zur Verfügung. Dieses Fahrzeug ist mehr als nur ein Transportmittel: Es dient als mobile Informations- und Kommunikationszentrale direkt am Einsatzort. An Bord befinden sich unter anderem ein Laptop, Drucker- und Faxgerät, ein Telefon sowie umfangreiche Fachliteratur zu Gefahrstoffen. So können Daten schnell recherchiert, Messergebnisse aufbereitet und Einsatzinformationen sofort an die Einsatzleitung weitergegeben werden. Das Fahrzeug ist ein fester und unverzichtbarer Bestandteil des Löschzuges Gefahrgut.
Durch diese Kombination aus Fachwissen, Erfahrung und technischer Ausstattung leistet die Gefahrgut-Ausarbeitungsgruppe einen wesentlichen Beitrag dazu, dass auch komplizierte Gefahrguteinsätze strukturiert, sicher und erfolgreich abgearbeitet werden können.